Frankfurter Zukunfts-Symposium 2016 - 29. - 30. Oktober

„Schöne neue Welt?“

Goethe-Universität Frankfurt am Main
in Zusammenarbeit mit der Giordano-Bruno-Stiftung
und dem Ethikverband der deutschen Wirtschaft

29./30. Oktober 2016
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend
Hörsaal 5 im 2. Stock des Hörsaalzentrums (HSZ, Theodor-W-Adorno-Platz 5)

Die Zukunft hat uns eingeholt. Maßstäbe, die gestern noch verbindlich waren, haben ihre Gültigkeit verloren. Ob wir wollen oder nicht: Leistungsfähige Elektronik, Gentechnik, Mikrochirurgie und die zunehmende Verschmelzung von Gehirn und Computer fordern das traditionelle Menschenbild heraus.

Die Trägheit unserer kulturellen Institutionen weckt den Bedarf für eine Plattform, die ohne Angst vor der Veränderung versteinerter Werte den Blick frei macht für die Auswirkungen der Technik auf den Menschen. Perfektioniert sie ihn oder macht sie ihn ersetzbar? Welche Rolle spielen ethische Argumente gegenüber wirtschaftlichen und politischen Interessen?

Können uns traditionelle Ethiken bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen behilflich sein oder benötigen wir eine neue, postkonventionelle Ethik?

Das im Turnus von zwei Jahren angesetzte Frankfurter Zukunfts-Symposium soll unser Bewusstsein schärfen für intellektuelle Modelle und Strategien, die uns befähigen, Schritt zu halten mit der sich immer weiter verselbstständigenden Entwicklung autonomer technischer Systeme und Hilfsmittel für das menschliche Leben.

Das Frankfurter Zukunfts-Symposium am 29. und 30. Oktober 2016 wird sich mit drei Schwerpunkten befassen:

Themenblock 1 Apokalypse No! – Die offene Zukunft und ihre Feinde
Ein Kennzeichen des geschlossenen Denkens sind Metaphern des Besitzstandes. Wir „haben“ Werte, Kultur, Ethik, Wohlstand. Dies weckt die Erwartung, dass jede Veränderung einem Raub, einer Zerstörung oder einer Beschneidung gleichkäme. Warum aber orien- tieren wir uns so wenig an denjenigen, die in ähnlichen Epochen das Neue mit der Erwartung eines Fortschritts verbunden haben? Weshalb erwarten wir von der Entwicklung hochintelligenter Maschinen nur Unheil? Und warum wird die ökologische Debatte von Pessimisten dominiert, die den nahenden Untergang prophezeien, statt von denjenigen, die neue kreative Lösungen für unseren Stoffwechsel mit der Natur entwickeln?

Referenten: Matthias Horx, Dr. Dr. Michel Friedman,  Jay Tuck, Prof. Dr. Klaus-Jürgen Grün
Moderation: Gert Scobel


Themenblock 2 Virtuelle Realitäten und intelligente Roboter:  Gefahren und Chancen der Digitalisierung
Roboter werden immer intelligenter, leisten nicht nur Kriegs-, sondern auch Friedens-Dienste an für Menschen unzugänglichen Orten oder helfen, als Haustiere verkleidet, alten, kranken, dementen Menschen, ihre Einsamkeit zu überwinden. Einige sehen darin eine Chance, andere eine Gefahr, weil Roboter ihnen zu ähnlich werden und sie eines Tages verdrängen könnten. Die Digitalisierung schreitet derweil voran: Bald werden Autos ohne unser Zutun ihren Weg finden und Menschen immer häufiger in virtuellen Realitäten miteinander kommunizieren. Müssen wir dies als Bedrohung sehen, oder können unsere Ethiken die damit verbundenen Risiken minimieren? Brauchen Roboter eine Versicherungspolice? Wie sollen wir reagieren, wenn sie alle den Turing-Test bestehen? Oder dürfen wir es gar nicht erst dazu kommen lassen?

Referenten: Prof. Dr. Thomas Metzinger, Prof. Dr. Dr. Eric  Hilgendorf, Prof. Dr. Stefan Lorenz Sorgner
Moderation: Michael Schmidt-Salomon


Themenblock 3 Die Würde des Menschen ist … ungeklärt:  Bio-Technologie und ihre Konsequenzen
PID, Hirnschrittmacher, Neuro-Enhancement: Eine einst weit verbreitete Antwort der Ethik lautete, dass derartige Technologien mit der „Würde des Menschen“ prinzipiell nicht vereinbar seien. Doch stimmt das? Verletzt es unsere Würde, wenn wir unser Bewusstsein manipulieren und unsere Fähigkeiten mithilfe neuer Technologien erweitern? Technologie-Befürworter meinen, dass eine Verletzung der Menschenwürde gerade darin bestehen würde, Individuen die freie Nutzung solcher Hilfsmittel zu verweigern. Kritiker wenden dagegen ein, dass eine ungebremste Verbreitung hirn-, hormon- oder genmanipulativer Verfahren einen unwürdigen Druck auf jene ausüben würde, die sich derartigen Technologien verschließen. Worin also besteht die Menschenwürde? Kann eine zeitgemäße Ethik plausible Antworten auf die biotechnologischen Herausforderungen der Zukunft liefern?

Referenten: Prof. Dr. Christiane Woopen, Prof. Dr. Franz Josef Wetz, Ingrid Häußler
Moderation: Klaus-Jürgen Grün


Podiumsdiskussion „Ethik und Interesse: Welche Rolle spielen ethische Argumente bei politischen Entscheidungsprozessen?“

Moderne Technologien und medizinische Verfahren erzeugen neuartige Probleme, die man mit konventionellen Denkmodellen schwerlich beantworten kann. Auch deshalb greifen Politiker gerne auf Ethikkommissionen zurück. Doch welche Rollen spielen ethische Argumente im politischen Geschäft? Dienen sie nur als Feigenblatt in einer Debatte, in der sich am Ende doch sehr viel eher Lobbyinteressen gegen Sachargumente durchsetzen?

Diskussionsteilnehmer: Prof. Dr. Dieter Birnbacher, Prof. Dr. Reinhard Merkel, Dr. Michael Schmidt-Salomon, Prof. Dr. med. Christiane Woopen
Moderation: Michel Friedman


Weitere Informationen:
Hier finden Sie das Veranstaltungsplakat sowie den aktualisierten Ablaufplan mit Informationen zu den Mitwirkenden des Symposiums im pdf-Format.

Gefördert durch:
Ehemaliger Ronneburger Kreis | Ethikverband der deutschen Wirtschaft e. V. | Gemeinnützige Hertie-Stiftung | Giordano-Bruno-Stiftung

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